07. September 2023

„Das Land so gestalten, dass es ein Land werden kann“

Bundestagspräsidentin Bas ruft im virtuellen Debattenort der Akademie zu mehr Verständnis für den anderen auf

Am Sonntag (3. September 2023) hat die Präsidentin des Deutschen Bundestags, Bärbel Bas, das Projekt „89 und ich“ mit einem Besuch gewürdigt und für ein gegenseitiges Verständnis der Menschen in Deutschland geworben: „Wir müssen alle Kraft daraufsetzen, für ein gemeinsames Land auch ein gegenseitiges Verständnis zu gewinnen. Dafür ist dieses Projekt mit dieser Telefonzelle da.“ In der Kuppel des Reichstags durfte die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen ihr Projekt exklusiv präsentieren und im Gespräch mit Bärbel Bis näher vorstellen. Anlass war der Tag der Ein- und Ausblicke des Deutschen Bundestags, der am Sonntag von 14.000 Menschen besucht wurde.

In dem öffentlichen Gespräch mit dem Direktor der Katholischen Akademie, Dr. Thomas Arnold, wies die Bundestagspräsidentin darauf hin, wie vielen Menschen in Ost- und Westdeutschland der jeweils andere und seine Lebenserfahrung noch fremd ist. Dabei knüpfte die Duisburgerin an ihre eigene Erinnerung an die Zeit des Mauerfalls an: „Ich werde immer gefragt, was mir durch den Kopf ging. Ich habe mich gefreut, aber ich wusste über den Osten bis dahin nicht viel.“ Es gelte, diese Distanz im vierten Jahrzehnt der Wiedervereinigung endlich zu verringern. „Ohne Erinnerung keine Zukunft“, so Bas. Dabei werde es auch darum gehen, in der Vielfältigkeit einer Gesellschaft eine Vorstellung davon zu entwickeln, was die Gesellschaft in der Zukunft trägt. „Obwohl es seit über 30 Jahren her ist, müssen wir uns fragen: Haben wir ein gemeinsames Verständnis?“

Der Akademiedirektor betonte, dass das Projekt neben der Videozelle zahlreiche Veranstaltungen zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit bietet. Sowohl die Reflexion eigener Erfahrung als auch die wissenschaftliche Reflexion auf die Prozesse der Gesellschaft ermöglichen, den anderen zu verstehen. „Ich möchte ermutigen, dass wir die Geschichten voneinander hören. Nicht, weil es lohnt, an Angestaubtes zu erinnern, sondern die Zukunft zu gestalten.“ Dabei sei es auch 33 Jahre nach der Wiedervereinigung wichtig, um den Wert der Friedlichen Revolution zu wissen: „Das Gestalten von Freiheit und das Übernehmen von Verantwortung, das ist, was wir aus 1989 lernen können“.

Die Akademie folgte einer Einladung der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Yvonne Magwas, deren Wunsch es war, stärker die Erfahrungen aus den Prozessen der Friedlichen Revolution mit wahrnehmbar zu machen. Seit 2019 tourt die Katholische Akademie des Bistums in dem Projekt „89 UND ICH!“ mit einer umgebauten Telefonzelle als virtuellem Debattenzelle durch Sachsen und bietet daneben ein mehrmonatiges Veranstaltungsprogramm. Dafür wurde ein altes Telefonhäuschen aufwendig zu einem Oral-History-Objekt umgestaltet. Die Besucherinnen und Besucher sind darin eingeladen, eine bis drei Fragen zu der Friedlichen Revolution 1989, den Umbrüchen danach oder den Wünschen und Vorstellungen für das Heute und Morgen zu beantworten. Die kurzen Einzelbeiträge werden zu einem Video zusammengeschnitten, das die Erinnerungen an damals mit den Visionen für morgen verbindet.

Veröffentlicht wird dieses visuelle Ergebnis auf der projektbezogenen Website www.89undich.de. Das Projekt ist vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken gefördert.