08. Oktober 2021

Synodalität gehört zur DNA der Kirche

Kardinal Jean-Claude Hollerich im Podcast zur Eröffnung des Internationalen Synodalen Prozesses und dessen Verhältnis zum Synodalen Weg in Deutschland

In der neuen Folge des Podcasts „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen würdigt Jean-Claude Kardinal Hollerich SJ, Erzbischof von Luxemburg und Vorsitzender der Kommission der Bischofskonferenzen der EU, das Anliegen von Papst Franziskus, Synodalität in der Kirche wieder neu zu entdecken. „Synodalität gehört eigentlich zur DNA der Kirche“, so Hollerich. Es gehe darum, einen „Konsensus aller Gläubigen“ zu bilden, um gemeinsam in die Zukunft zu gehen.

Ihm zufolge beobachten wir gegenwärtig einen Zivilisationswandel, in dem sich die Kirche neu aufstellen müsse. Papst Franziskus scheue sich, große Fragen autoritativ zu entscheiden, sondern sei stattdessen der Auffassung, Entscheidungen vom Volk Gottes treffen zu lassen. Die anstehende Synode liefere das Instrumentarium, um zu diesen Entscheidungen zu gelangen. Am heutigen Samstag beginnt die gut zweijährige Vorbereitungsphase zur Weltbischofssynode im Herbst 2023, die sich dem Thema „Synodalität“ widmen wird.

Bei Synodalität gehe es nicht um Demokratie

Der Kardinal lehnt im Podcast „Mit Herz und Haltung“ allerdings in Bezug auf den synodalen Prozess in der Weltkirche die Rede von Demokratie ab. Demokratie sei ein genuin politischer Begriff, Synodalität hingegen ein religiöser bzw. theologischer. Es gehe darum, auf den Heiligen Geist zu hören, der in den Menschen lebendig sei und wirke. Deshalb sei es auch notwendig, auf dem synodalen Prozess viel zu beten. Zum Volk Gottes gehören nach Papst Franziskus, so Hollerich, auch und besonders die Randgruppen. Zu ihnen rechne er auch explizit diejenigen, die aus der Kirche ausgetreten seien. „Ihre Enttäuschung, ihren Schmerz und ihre Wut“ müsse man ernstnehmen, erklärte er. 

 

Würdigung des Synodalen Wegs in Deutschland 

Mit Blick auf den laufenden Synodalen Weg in Deutschland dankt der luxemburgische Kardinal für den Mut, in diesem Rahmen ohne Angst Themen aufzugreifen und zu besprechen. Die Aufarbeitung des Missbrauchs in der katholischen Kirche müsse wegen seiner systemischen Ursachen Veränderungen hervorbringen; dazu gehöre etwa ein überhöhtes Priesterbild oder die mangelnde Präsenz von Frauen in der Kirche. Hollerich bedauert jedoch, dass der Synodale Weg in Deutschland ohne die Nachbarkirchen in Österreich, Luxemburg oder Belgien begonnen worden sei. So habe er einen spezifisch deutschen Charakter erhalten. Hollerich warnt im Podcast, dass es in den besprochenen Fragen keinen Alleingang geben könne. Beim von Franziskus angestoßenen synodalen Prozess in der Weltkirche gehe es darum, durch Zuhören etwas Verbindendes zwischen allen Beteiligten zu entdecken. Auf der Weltbischofssynode 2023 müssten deshalb einerseits die deutschen Bischöfe mit Empathie gehört werden, andererseits aber verstehen, dass sie ein Gruppe Bischöfe unter anderen seien.

 

Bischöfe müssten auf das Volk Gottes hören

Hollerich betont im Podcast, dass es zunächst darum gehe, einen synodalen Umgang miteinander zu lernen. Bischöfe hätten zuerst die Rolle von Zuhörern, die vor allem mit Empathie zuhören müssten. Es gebe „ein Evangelium von Gott her, die Schrift“, aber auch „ein gelebtes Evangelium der Christen“, auf das Bischöfe hören müssten. Deshalb wertete er es bereits als Erfolg, dass die Weltbischofssynode in der geplanten Form überhaupt stattfindet. Ein synodaler Prozess von zwei Jahren im Vorfeld der Synode stelle etwas Neues in der Kirche dar: „Das Volk Gottes wird befragt und der Bischof tut seine Hirtenaufgabe nicht, wenn er nicht auf das Volk Gottes hört,“ so Hollerich.

Die gesamte Podcast-Folge können Sie jetzt hören

 

Kurzbiografie

Jean-Claude Hollerich wurde 1990 in Brüssel zum Priester geweiht. Von 2008 bis 2011 war er Vizerektor der Sophia University für allgemeine und studentische Angelegenheiten in Tokyo und zugleich Rektor der dortigen Jesuitengemeinschaft. Im Juli 2011 wurde Hollerich von Benedikt XVI. zum Erzbischof von Luxemburg ernannt und empfing dann im Oktober in der Kathedrale von Luxemburg die Bischofsweihe. Von 2014 bis 2018 war er Präsident der Konferenz der Justitia-et-Pax-Kommissionen Europas. Im September 2019 wurde er von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt.

 

Der Podcast „Mit Herz und Haltung“

Im Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen nehmen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Expertinnen und Experten verschiedener Fachdisziplinen Stellung zu den wissenschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und kirchlichen Fragestellungen. Neue Folgen erscheinen in regelmäßigen Abständen auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts, YouTube sowie auf den Websites der Akademie (www.lebendig-akademisch.de) und des Bistums (www.bistum-dresden-meissen.de).