25. November 2021

Sächsischer Landesärztekammerpräsident fordert weitere Kontaktreduktion nach 'Wellenbrecher'

Im Akademiepodcast 'Mit Herz und Haltung' bezweifelt Erik Bodendieck Ende der Maßnahmen zum 15. Dezember

"Lieber kurz und hart, als lang und weich": Der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, fordert im Akademiepodcast 'Mit Herz und Haltung' angesichts der niedrigen Impfquote weitere Kontaktreduktionen. Die derzeitigen Maßnahmen seien zu mild, um rasch einen weiteren Anstieg der Welle zu stoppen. Bodendieck erwartet eine Fortsetzung einschränkender Maßnahmen. "Ich glaube nicht, dass wir in zwei Wochen damit durch sind", so der Arzt. Die Landesärtztekammer hätte sich einen totalen Lockdown für zwei bis drei Wochen gewünscht.  

In einem Gespräch für den Podcast "Mit Herz und Haltung" der katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, sprechen Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärtztekammer, und Akademiedirektor Dr. Thomas Arnold über die Frage "Was zählt jetzt - in der vierten Welle?". Denn Streit um die Impfpflicht, Sorge um die Triage und eine drohende Spaltung der Gesellschaft bestimmen aktuell die Nachrichten und die gesellschaftliche Debatte. Vorausgegangen war bereits eine Stellungnahme von Bischof Heinrich Timmerevers zur aktuellen Situation.

Außerdem erneuert Bodendieck in der Podcast-Episode seine Warnung vor einer möglichen Triage-Situation in Sachsen. Der Freistaat sei als Hotspot eine der ersten Regionen, die an ihr Limit kommen werde. Es wurde bereits begonnen, Patienten und Patientinnen zu verlegen. Jedoch seien auch die umliegenden Regionen nah an der Belastungsgrenze, weshalb in den Nordwesten Deutschlands und Italien ausgeflogen werden müsse, was extreme Transportkapazitäten beanspruche und die Patienten stark belaste.

Thomas Arnold spricht sich für eine deutlichere Unterscheidung zwischen Ungeimpften und Impfgegnern aus. "Die wichtigste Währung in der Krise ist Vertrauen", so Arnold. Schnelle Verurteilungen seien nicht hilfreich, um die Pandemie zu überwinden. In Zeiten der Orientierungslosigkeit müsse verlorenes Vertrauen vor allem zu Verantwortungsträgern wieder aufgebaut werden, ergänzt Bodendieck. Menschen, die Fragen zum Impfstoff hätten, müsse man Möglichkeiten zur Beantwortung bieten. Die Kirche bringe sich hierfür intensiv ein. Jeder sei in der Verantwortung, nicht "mit Scheuklappen die eigene Freiheit vor das Wohl der Gesellschaft zu stellen", so Arnold. Beide sind sich einig, dass es das Bewusstsein zur Nächstenliebe brauche. Als Mensch allein seien wir nichts, wir brauchten ein stärkeres Bewusstsein dafür, dass wir miteinander besser funktionierten. Die Religionsgemeinschaften tragen in dieser Situation die Verantwortung, sakrale Orte zum Klagen, Trauern, Hoffen und Nachdenken offen zu halten.

Die aktuelle Folge zum Nachhören in allen Podcatchern und unter https://lebendig-akademisch.podigee.io/131-welle-4