22. November 2021

Angela Merkel: Die Ostdeutsche

 

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Die Lotsin geht von Bord“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, diskutierten am Sonntag, den 21. November 2021, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Annette Schavan – frühere Bundesbildungsministerin und ehemalige deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl – sowie Dr. Thomas de Maizière, unter Bundeskanzlerin Merkel Chef des Bundeskanzleramtes, Innen- und Verteidigungsminister darüber, welche Bedeutung die ostdeutsche Herkunft Angela Merkels für ihr politische Wirken hatte. Moderiert wurde der Abend, der unter dem Motto „Die Ostdeutsche. Die hohe Kunst der Politik zwischen Spaltung und Versöhnung“ stand,  von Dr. Thomas Arnold, Direktor der Katholischen Akademie.

 

Die geladenen Gäste waren sich darüber einig, dass Angela Merkel zwar zu ihrer ostdeutsche Identität stand, diese aber nicht über ihre Arbeit als gesamtdeutsche Kanzlerin stellte.

„Angela Merkel hat die Selbstsicherheit des Westens sehr schnell erkannt. Sie hat sie nie kritisiert, aber sie hat Fragen gestellt und sie hat darauf bestanden, dass diese Selbstsicherheit nicht das Fundament für politische Kultur sein kann, sondern unruhig zu bleiben, die ständigen Gefahren von Entzweiung und Spaltung sensibel wahrzunehmen und die Leistung zu erbringen, die zu den wichtigsten gehört: nämlich die Gesellschaft zu versöhnen. Das kann ich aber nur, wenn ich wahrnehme, was es an unterschiedlichen Interessen, Verunsicherungen gibt. Diese Kanzlerin aus dem Osten hat uns gelehrt, sensibel zu sein.“ betonte Anette Schavan.

Michael Kretschmer ergänzte: „Ich denke, was Angela Merkel nicht will, ist sich zu definieren über die Jahre in der DDR. Das ist doch nicht das, was uns als DDR-Bürger ausmachte, dass wir in dieser Diktatur gelebt haben, sondern, dass wir trotz DDR einen Wertekompass hatten. Das hat sicher auch etwas mit Kirche zu tun. Viele haben ja dort auch ihren Rückhalt gehabt.“

„Sie hat sich immer sehr stark als jemand verstanden, der in der DDR sozialisiert ist und sehr stark als jemand, der die Ostdeutschen kennt.“ erinnerte sich Thomas de Maizière „Aber sie hat sehr stark - vielleicht zu stark – vermieden, das nach außen zu zeigen und ein Teil der Skepsis der Ostdeutschen liegt genau daran.“

Das Gespräch im Haus der Kathedrale wurde live im Internet übertragen.