22. April 2021

„Da wäre viel Raum für stärkere Positionierungen“

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in der neuen Podcast-Folge

 

Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), fordert in der heute veröffentlichten Folge des Akademie-Podcasts „Mit Herz und Haltung“ klarere Positionen der Kirchen in gesellschaftspolitischen Konflikten. So sollten sie sich beispielsweise zu jenen positionieren, „die das Virus leugnen und sich und andere in Gefahr bringen“. Insgesamt, so die Bundesministerin, „wäre viel Raum für stärkere Positionierungen gewesen“.

 

Die Katholikin Klöckner gesteht, dass sie sich während der zurückliegenden Monate „eine stärkere Einmischung“ ihrer Kirche gerade auch hinsichtlich der „Grenzsituationen des Lebens“ gewünscht hätte. Es ginge dabei nicht allein um eine Fokussierung auf die gesundheitlichen Schäden infolge einer Corona-Erkrankung. Schließlich gäbe es auch andere Ausprägungen von persönlichen oder gesellschaftlichen Beeinträchtigungen und Verlusten. Dabei sieht sie ebenso eine stärkere Verantwortung beim ZdK, das sich „stärker und pointierter auch zu gesellschaftspolitischen Fragen Stellung“ einbringen müsse.

Hinsichtlich des Einbringens christlicher Ansichten in die Gesellschaft betonte Klöckner, dass der Glaube keine „Ware“ sei, die einfach abgeliefert wird. Es brauche vielmehr authentische „Zeugnisgeber“, die selbstverständlich von ihren Vorstellungen hinsichtlich Eigenverantwortung und Subsidiarität, Personalität und Nächstenliebe Bekenntnis ablegen – ohne dabei in Phrasen zu verfallen. Klöckner stellt klar, dass es „nichts Unanständiges“ sei, über Gott zu reden. In der Gesellschaft würde „über ganz viel geredet“, aber die Frage nach dem persönlichen Glauben sei für viele dann „hochnotpeinlich.“ Christ-Sein würde oft als „Exotentum“ abgetan.

So verstehe sie auch selbst ihr Christsein. Sie wolle weiter Position beziehen und Bekenntnis ablegen, was aufgrund ihrer Funktion auch wahrgenommen werden würde. Klöckner mache stattdessen im Bekanntenkreis und auch im politischen Betrieb „ständig“ die Erfahrung, auf die Verfehlungen ihrer Kirche angesprochen zu werden. Als bekennende Christin ziehe man Anfragen und Kritik an der katholischen Kirche geradezu „wie ein Magnet“ an.

Trotz manches ihr Unverständlichem, wie dem Umgang der Katholischen Kirche mit Frauen, werde Klöckner gern katholisch bleiben – „auch wenn der Wind mal von vorn kommt“. Für sie stelle ihr Katholisch-Sein ein „Prinzip“ dar, welches „zeit-, stimmungs- und situationsunabhängig“ sei. Es brauche schließlich mehr denn je „Menschen, die sagen: Ich bin dabei“.