In der neuen Podcast-Folge von „Mit Herz und Haltung“ zum Thema „Macht und Politik“ fordert Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen, eine stärkere Einbeziehung der Kompetenzen von Bürgerinnen und Bürger zur Bewältigung der Pandemie. Für den Politikwissenschaftler ist entscheidend, dass „nach der Stunde der Exekutive […] und den Wochen der Legislative“ nun „die Monate der Konsultative“ anbrechen: Gesellschaftliche Debatten und eine größere Einbeziehung der Kompetenzen und der Expertise von Bürgerinnen und Bürger in den einzelnen Kommunen und Landkreisen.

Das Ausprägen eines eigenen Meinungsbildes vieler Menschen in den Regionen ermögliche ein „kollektives Einverständnis“ über wesentliche Abwägungsprozesse – gerade während der Corona-Pandemie. Korte bezieht sich dabei auch auf das Demokratie-Experiment „Bürgerräte“.

Der Politikwissenschaftler spricht sich im Podcast-Gespräch zudem für ein verändertes „Dilemmamanagement“ der Regierung aus, indem sie in der Abwägung zwischen den Interessen Freiheit und Gesundheit „das Primat der Gesundheit“ nicht zur Gewöhnung werden lässt. Stattdessen sei das „höchste Gut“ in der Demokratie „die Würde des Menschen, sich in Freiheit entwickeln“ zu können.

Mit dem Ende der Regierungszeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel sei angesichts der Fokussierung allein auf das Tagespolitische ein „Visionsvakuum“ sichtbar, das eine neue „Richtungserzählung“ brauche. Weil mit der Wahl im September Ideen für die Zeit nach der Corona-Krise belohne, werden die kommenden Monate laut Korte im Podcast-Interview ein „extremes Machtrevitalisierungsprogramm“. Dabei sei kein „Wahlkampf der Wütenden“ zu erwarten.

Dass zuletzt an die Stelle der zentralen sinngebenden Instanz Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit seinem Werben für einen Gedenktag für die Corona-Toten am 18. April getreten sei, bewerte Korte auf dem Hintergrund einer zu geringen öffentlichen Wahrnehmung der Kirchen in der Krise: „So wenig, wie ich Universitäten in dieser Pandemie als laute Stimme wahrnehme, nehme ich auch Kirche nicht als laute Stimme in dieser Krise wahr.“

Das Gespräch führte Akademiedirektor Dr. Thomas Arnold. Hintergrund der Podcast-Folge ist die crossmediale Reihe „Macht“, die die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen und das Politische Bildungsforum Sachsen der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. in Kooperation veranstalten. Höhepunkt dieser Veranstaltungsreihe ist die Diskussion zwischen Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble und Bischof Heinrich Timmerevers in Zwickau am 26. Mai 2021.

Podcast „Mit Herz und Haltung“

Im Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen nehmen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Expertinnen und Experten verschiedener Fachdisziplinen Stellung zu den wissenschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und kirchlichen Fragestellungen. Neue Folgen erscheinen in regelmäßigen Abständen auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts, YouTube sowie auf den Websites der Akademie (www.lebendig-akademisch.de) und des Bistums (www.bistum-dresden-meissen.de).

Bislang sind über 80 Folgen erschienen.