Wir gehen in der Regel davon aus, dass Krankheit als Betriebsunfall einer komplexen biologischen Maschine gesehen werden kann. Medizin ist als Form der höheren Mechanik dann dafür zuständig, das Problem zu beseitigen. Diese Mentalität stammt aus der Verallgemeinerung eines Denkmodells, das auf Descartes zurückgeht und den Körper als komplexe Maschine sieht. Es hat unserer modernen Medizin enorme Inspiration verliehen überall dort, wo es um die Behandlung von Notfällen geht. In diesen Situationen – akute Infektionen, Notfallversorgung, Lebensrettung, chirurgische Maßnahmen – ist diese Medizin sehr wirksam. Gleichzeitig hat aber auch die Übergeneralisierung dieses Denkens dazu geführt, dass alle chronischen und funktionalen Störungen mit dieser Haltung behandelt werden.

Der Vortrag skizziert eine alternative Paradigmatik: Unser Organismus ist ein komplexes, eigentätiges System, das sein optimales Gleichgewicht, die Gesundheit, laufend selber erzeugt. Dazu gehört als wichtigste Komponente unser Verhalten und unser Lebensstil.

Prof. Dr. Dr. Walach leitet das Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften an der
Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).