Schwindet in unserer Gesellschaft die Mitte? Und spüren wir das auch in der Kirche? Be-reits der Apostels Paulus wurde schon in der Frühzeit des Christentums in seinen Ge-meinden mit religiösen Extremen konfrontiert. Einerseits erlebte er einen schwärmeri-schen Enthusiasmus, andererseits eine ängstliche Absicherung des Heilszuspruchs durch ethischen bzw. rituellen Rigorismus. Mit welchen Kriterien sucht der Apostel die „Mitte“ des Evangeliums zu sichern? Was sich schon damals als Spannungsbogen abzeichnet, begleitet die Kirche bis in unsere Tage: überhebliche „Gnosis“, die Gott in die Karten schauen will, und misstrauischer „Pelagianismus“ (Werkfrömmigkeit), der Gott mit eige-nen Anstrengungen unter die Arme greifen will.

Gerade weil die Kirche weiß, dass sie nicht aus eigener Kraft, sondern von den Verheißungen Gottes lebt, muss sie den Mut haben, der jeweiligen Situation ohne Scheu ins Auge zu blicken. Wer das Kreuz Christi vor Augen hat, schaut nicht weg, wenn es schwierig wird.

Bischof em. Prof. Axel Noack war Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen in Magdeburg.
Bischof em. Dr. Joachim Wanke war Bischof des Bistums Erfurt.

Vortragsreihe und Tagung finden statt in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie Meißen und dem Haus der Kirche - Dreikönigskirche Dresden.