02. November 2016

WIEVIEL STREIT BRAUCHT DIE DEMOKRATIE?

In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Hygiene-Museum, der Professur für Angewandte Linguistik der Technischen Universität Dresden und dem Goethe-Institut Dresden. Gefördert von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.

Mit: Lukas Bärfuss, Schweizer Schriftsteller und Dramaturg und Jürgen Kaube, Mitherausgeber der FAZ; Moderation: Dagmar Ellerbrock, Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der TU Dresden mit Schwerpunkt Gewaltforschung.

Wann: 9. November, Mittwoch, 19 Uhr
Wo: Deutsches Hygiene-Museum, Eintritt: 5 Euro / ermäßigt 3 Euro

Der 9. November ist kein Tag wie jeder andere in Deutschland. Am 9. November 1918 ruft Philipp Scheidemann in Berlin die deutsche Republik aus, wenig später am gleichen Tag Karl Liebknecht eine deutsche Räterepublik. Am 9. November 1938 organisieren die Nationalsozialisten den antisemitischen Terror der Reichspogromnacht, in Dresden wird die Synagoge niedergebrannt, reichsweit kommen hunderte Menschen zu Tode. Am 9. November 1989 fällt mit der Berliner Mauer auch die DDR in sich zusammen, und der Weg zur Wiedervereinigung Deutschlands wird frei.

Der 9. November ist also alles andere als ein einfacher Tag deutscher Geschichte, aber ein umso besserer Anlass, über den Zustand der Demokratie nachzudenken und darüber, wie sich das in der Sprache niederschlägt. Vor diesem Hintergrund wird der FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube mit dem Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss diskutieren: über öffentliche Pöbeleien und eine Kultur der Shitstorms, über die Wahrung und Verschiebung öffentlicher Redestandards und über die Frage, was all das über Gegenwart und Zukunft unserer offenen Gesellschaft aussagt.
Wie viel sprachliche Sensibilität braucht und verträgt die veröffentlichte Meinung, um den Frieden in einer demokratischen Gesellschaft zu bewahren – und wie viel Offenheit verträgt sie? Verhindert die „politische Korrektheit“ notwendige Diskussionen und trägt damit zu einer Radikalisierung gegnerischer Lager bei? Oder erleben wir umgekehrt eine verbale Enthemmung, die bis zur Gewalt führen kann - und an die dunkelsten Kapitel der deutschen und europäischen Geschichte gemahnt?

Lukas Bärfuss, Schweizer Schriftsteller und Dramaturg, löste mit seinem Artikel „Die Schweiz ist des Wahnsinns“ im Oktober 2015 in der FAZ eine Debatte über den Zustand der Schweizer Demokratie und der Medienöffentlichkeit aus. Zuletzt erschien sein Essay-Band „Stil und Moral“ (2015).

Jürgen Kaube, Journalist und Autor, ist seit 2015 einer der vier Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für seine publizistische Arbeit erhielt Kaube 2015 den Ludwig-Börne-Preis.