Die Heilungswunder und Exorzismen Jesu stellten jahrhundertelang ein ebenso selbstverständliches wie wichtiges Glaubensgut dar. Dies änderte sich mit den Theologen der Aufklärung, die glaubten, die Wunder Jesu generell in Frage stellen zu müssen. Daraufhin hat sich die historisch-kritische Forschung unter verschiedenen Schwerpunktsetzungen mit den Wundern Jesu beschäftigt. Nach rund zwei Jahrhunderten intensiver wissenschaftlicher Arbeit liegen differenzierte und verlässliche Ergebnisse vor. Sie gebieten einem naiven Wunderglauben Einhalt, bekräftigen jedoch die Historizität eines Heilungshandeln Jesu entschieden. Kein ernstzunehmender Historiker oder Exeget stellt heute noch in Zweifel, dass Jesus ein beachtliches heilendes und exorzierendes Wirken entfaltet hat. Dies stellt die Theologie in neuer Weise vor die Frage, was heute unter der spürbares Heil schaffenden Gegenwart Gottes zu verstehen ist.

Prof. Dr. Radlbeck-Ossmann lehrt Systematische Theologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.