Klöster gelten als leuchtende Vorbilder für Gastfreundschaft. Die Benediktregel widmet ihr ein eigenes Kapitel und betont, dass die Mönche sich weniger um die Reichen sorgen sollten, sondern vor allem um die Armen und Fremden, „denn in ihnen wird besonders Christus aufgenommen“.
Der Vortrag geht der Frage nach, wie dieser Anspruch im Mittelalter umgesetzt wurde. Damals wurden die Klöster vom Hochadel gestiftet und waren Teil des feudalen Herrschaftsystems. Die Reichsabteien z.B. waren in Zeiten eines Reisekönigtums zur standesgemäßen Unterbringung des Königs samt seinem Gefolge verpflichtet. Dieser Widerspruch zwischen der Maxime der Benediktregel und den Erwartungen der Stifter war den Mönchen damals sehr wohl bewusst, und es ist spannend zu verfolgen, wie sie diesen Normenkonflikt bewältigt haben.

Dr. Thomas Schuler wurde mit einer Arbeit über Gastfreundschaft in mittelalterlichen Klöstern promoviert und ist Präsident der Disaster Relief Task Force, einem internationalen Krisenstab für Kulturgutschutz.

Der Vortrag findet statt in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Interkulturelle Kommunikation der TU Chemnitz und dem Schloßbergmuseum Chemnitz.