22. Mai 2014 | Donnerstag | 19:00 Uhr | Leibnizforum Leipzig Archiv

Prof. Dr. Karlheinz Ruhstorfer, Dresden

Mystik und Politik

Christentum im säkularen Staat

Seit einiger Zeit gibt es zahlreiche Versuche, das Verhältnis von Religion und säkularer Gesellschaft, von Glaube und Politik neu zu bestimmen. Die meisten gehen weiterhin von einer prinzipiellen Trennung beider Sphären aus. Es gibt jedoch zu denken, dass sich gerade im Raum des Christentums jene Freisetzung von Politik und Welt vollzog, die wir Säkularisierung nennen. Gehört vielleicht jene Freiheit, zu der „uns Christus befreit hat“ (Gal 5,1), zu den Bedingungen der Möglichkeit dieser neuzeitlichen Geschichtsdynamik? Dann wäre gerade die Mystik, wie sie etwa bei Meister Eckhart aufscheint, neu in den Blick zu nehmen. Die freiheitsstiftende Kraft mystischen Denkens setzt sich wie ein Tiefenstrom in der neuzeitlichen Denkart mit ihrem Vernunfts- und Freiheitsparadigma fort. Philosophen wie Gianni Vattimo und Jean-Luc Nancy sind der Ansicht, dass auch noch unsere heutigen Wissens- und Lebenskonstellationen aus einer inneren Dynamik des Christentums hervorgehen. Es gibt also gute Gründe für die These, dass das Christentum mit seinem mystischen Kern auch im pluralen Kontext unserer Tage unverzichtbar bleibt.

Prof. Dr. Karlheinz Ruhstorfer lehrt Systematische Theologie am Institut für Katholische Theologie der TU Dresden.

Stadtbibliothek Leipzig, Huldreich-Groß-Saal

Wilhelm-Leuschner-Platz 10/11
04107 Leipzig

Termin dem eigenen Kalender hinzufügen