04. Februar 2015 | Mittwoch | 19:00 Uhr | Kathedralforum Dresden Archiv

Prof. Dr. Ottmar Fuchs, Tübingen

Unerkannte Engel

Gäste und Fremde in christlicher Sicht

Religionen haben eine zwiespältige Wirkung auf das Verhalten Fremden gegenüber. Einmal „schaffen“ sie geradezu Fremde, weil der Mensch, der nicht zur eigenen Religion gehört, oft als umso fremder gilt. Umgekehrt beinhalten sie aber Motive, Fremde zu schätzen: etwa in der religiös motivierten Gastfreundschaft, die sie unter den Schutz Gottes stellt.
Auch das Neue Testament ist vielfach vom Bild der Gastfreundschaft geprägt. Die Eltern Jesu sind auf Herbergssuche in Bethlehem (Lk 2,7). Der Fremde lässt sich von den Jüngern in Emmaus einladen und offenbart sich dabei selbst als der Auferstandene und Gastgeber (Lk 24,13-35). Das Johannesevangelium spricht davon, dass Jesus in sein Eigentum kam, aber die Seinen ihn nicht aufnahmen (Joh 1,10ff). Der Gottessohn kommt auf die Erde und scheitert an der Ungastlichkeit der Menschen, an ihrer Unfähigkeit, ihn aufzunehmen und von ihm zu lernen. Hier wird deutlich: Gott kommt als Fremder und als Gast. Der Hebräerbrief (13,1) bringt es auf den Punkt: „Vergesst nicht die Gastfreundschaft; durch sie haben manche Engel beherbergt und wussten es nicht.“
Was bedeutet das alles für aktuelles christliches Verhalten, aber auch für die christliche Haltung im interreligiösen Bereich und überhaupt für den Umgang mit Menschen, die uns fremd sind oder fremd werden?

Prof. Dr. Ottmar Fuchs lehrt Praktische Theologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.

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